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Recycling

Deutschland

Matratzen Recycling Deutschland ist die Producer Responsibility Organisation (PRO) der Matratzen-Industrie in Deutschland. Diese Betreiber-Organisation geht aus einer Initiative des Fachverband Matratzen-Industrie hervor, in dem über 70 % der Hersteller organisiert sind. Matratzenrecycling Deutschland (MRD) wird nachhaltig an der Einführung eines verpflichtenden Systems der Erweiterten Herstellerverantwortung für Matratzen in Deutschland beteiligt sein und das System verantwortlich betreiben.

So stellt Matratzenrecycling Deutschland heute schon die Weichen für die Kreislaufwirtschaft von morgen.

Ausgangslage

Deutschland 2024:  Nahezu jeder der 83,3 Millionen Einwohner hat eine Matratze, die er im Schnitt 14 Jahre benutzt.
Das bedeutet, dass in Deutschland pro Jahr fast 6 Millionen Matratzen entsorgt werden.
Bei einem – eher knapp bemessenen – Durchschnittgewicht von 15 kg sind das 89.250 Tonnen.

Obwohl das im Vergleich nicht mal 1% des Aufkommens an Verpackungsmüll entspricht, lohnt es sich, diesen Materialstrom unter die Lupe zu nehmen, denn:  Darin enthalten sind viele wertvolle Materialien, die in Deutschland bis heute zu 95% thermisch verwertet – also verbrannt werden.

Um das zu ändern, hat sich die Betreiber-Organisation Matratzen Recycling Deutschland (MRD) gegründet, die ein System der Erweiterten Herstellerverantwortung (ERP) für Matratzen in Deutschland aufbauen wird.

Aufgabenstellung und Mehrwert

Auch Regulierungsmaßnahmen auf EU-Ebene unterstreichen, dass sich der anfangs beschriebene Ist-Zustand ändern muss: Die neue EU-Ökodesign-Verordnung (Ecodesign for Sustainable Products Regulation, ESPR) ist im Juli 2024 in Kraft getreten. Sie wird für nahezu alle Arten von Produkten Anforderungen festlegen, die deren gesamten Lebenszyklus einschließen und die Kreislaufwirtschaft stärken sollen. Die Überarbeitung der EU-Abfallrahmen-Richtlinie (Waste Frame Directive, WFD) ist noch nicht abgeschlossen, fest steht aber schon jetzt, dass mit ihr das Modell der Erweiterten Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility, EPR) auf immer mehr Produktgruppen ausgeweitet werden wird.

Vor diesem politischen Hintergrund wird MRD mit seinen Partnern ein EPR-System aufbauen, in dem Matratzen am Ende ihrer Nutzungsdauer in ihre Bestandteile zerlegt werden, um einen stetig wachsenden Anteil der Wertstoffe aus Matratzen zurückzugewinnen und im Kreislauf zu führen.

Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die von allen Beteiligten gemeinsam zu lösen ist: angefangen bei der Matratzen-Industrie und ihren Zulieferern, über den Handel und die Konsumenten, die öffentlich-rechtlichen und privaten Entsorger, die alte Matratzen wieder einsammeln, bis hin zu den Recyclingunternehmen. Politik und Behörden spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle, da sie mit ihrer Regulatorik sichere Rahmenbedingungen für die hohen Investitionskosten schaffen müssen.

Vom System der EPR profitieren die einzelnen Beteiligten, aber auch wir als Gesellschaft:

Der Erhalt von Rohstoffen durch das Recycling schont die endlichen Ressourcen unserer Erde und trägt damit maßgeblich zum Klimaschutz bei.

Der Einsatz von Rezyklaten (also recycelten Materialien) wird auf europäischer Ebene schon bald verpflichtend (aufgrund der Ökodesign-Verordnung). Ein EPR-System, das den gesamten Wertschöpfungszyklus von Matratzen regelt, hilft Herstellern, ihre Matratzen gemäß den gesetzlichen Vorgaben zu gestalten und kommende Rezyklatquoten zu erreichen.

Die sogenannte Rückwärtslogistik, also das systematische Einsammeln alter Matratzen und ihr Transport zum Recycler, hilft Entsorgern und Recyclingunternehmen, die Stoffströme zu generieren, die sie brauchen, um ihre Anlagen wirtschaftlich zu betreiben.

Der Auf- und Ausbau von Zerlege- und Recyclingkapazitäten für Matratzen schafft Arbeitsplätze.

Refuse – Rethink – Reduce – die 9 R-Strategien

Die Prinzipien, die zur Ressourcenschonung bei der Herstellung von Produkten beitragen, werden mit den sogenannten R-Strategien beschrieben. Die gängigen Maßnahmen werden dabei nach ihrem jeweiligen Zirkularitätslevel gruppiert, beginnend mit dem höchsten Einsparpotenzial – Refuse, also der Vermeidung – und endend mit dem geringsten – Recover, also dem Zurückgewinnen von Energie durch Verbrennung. Zugleich bilden die R-Strategien den Lebenszyklus von Produkten ab, von der Herstellung über die Nutzung bis hin zu den Möglichkeiten, sie am Ende der Nutzungsphase möglichst lange im Kreislauf zu führen (vgl. Prosperkolleg nach Potting et al. 2017, in: Kirchher et al. (2017), https://www.prosperkolleg.de/r-strategien/. Je nach Quelle existieren verschiedene Modelle mit 3 bis 9 R-Strategien). Die Übergänge zwischen den einzelnen Strategien sind z.T. fließend, dennoch gibt das Modell einen guten Überblick.

Icon Rs Überblick

Die R-Strategien im Überblick

Vermeidung unnötigen Konsums und Förderung langlebiger Produkte. In der Matratzen-Industrie bedeutet dies beispielsweise die Entwicklung hochwertiger Produkte mit langer Lebensdauer.

Produkte im Sinne des Circular Designs „neu erfinden“ und eingefahrene Pfade verlassen. Bezogen auf Matratzen kann dies u.a. durch den Einsatz neuer Materialien geschehen. Auch neue Geschäftsmodelle, wie Mieten oder Teilen gehören dazu, wenn sie Nutzung der Produkte intensivieren. 

In der Herstellung geht es um den Einsatz nachhaltiger Materialien bei gleichzeitigem Erhalt der Produktqualität (z.B. darf die Langlebigkeit nicht unter dem geringeren Materialeinsatz leiden) und effizienterer Produktionsverfahren.

Direktes Wiederverwenden von Matratzen oder Komponenten, die in gutem Zustand sind, beispielsweise im Rahmen von Rücknahmeprogrammen.

Reparatur oder Austausch beschädigter oder abgenutzter Matratzen, z.B. durch Erneuerung einzelner Komponenten, um die Lebensdauer des gesamten Produkts zu verlängern.

Bei retournierten oder gebrauchten Matratzen können Bezüge ausgetauscht, hygienische Reinigungen durchgeführt und Komponenten erneuert werden, um einen neuwertigen Zustand zu erzielen. Vor allem beim Retouren-Management wird diese Strategie an Bedeutung gewinnen. Der Fachverband Matratzen-Industrie hat dazu bereits mit einem Positionspapier Stellung genommen und arbeitet an einem Branchenstandard, um Qualität, Hygiene, Ressourcenschonung und Transparenz zu sichern.

Tiefergehende Aufbereitung durch Demontage und Wiederverwendung von Komponenten.

Einsatz von Produkten oder Komponenten in völlig neuen Nutzungszusammenhängen.

Aufbereitung von Materialien zu Sekundärrohstoffen für den Einsatz in neuen Produkten. Je nachdem, ob Rezyklate wieder zur Herstellung derselben Produkte genutzt werden können oder nicht, spricht man von Recycling oder Downcycling bzw. der Nutzung in Kaskaden.

Verbrennung von Abfällen zur energetischen Nutzung als letzte Option in der Abfallhierarchie für jene Produkte oder Materialien, die (noch) nicht zirkulär bewirtschaftet werden können.

EPR für Matratzen – Grundlagen und europäischer Vergleich

EPR steht für Extended Producer Responsibility, also Erweiterte Hersteller Verantwortung. Gemeint ist damit, dass Hersteller, Importeure und Händler die Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte übernehmen, von der Herstellung über die Rücknahme bis hin zur Entsorgung. Sie müssen sicherstellen, dass ihre Produkte am Ende der Lebensdauer ordnungsgemäß zurückgenommen und recycelt werden. So sollen die Umweltauswirkungen von Produkten verringert werden. Zugleich wächst für Hersteller der Anreiz, ihre Produkte umweltfreundlicher zu gestalten.

In der Europäischen Union ist die Erweiterte Herstellerverantwortung ein wesentlicher Baustein bei der Transformation zur Kreislaufwirtschaft. Doch während beispielsweise in unseren Nachbarländern Belgien, Frankreich und den Niederlanden die EPR für Matratzen gilt und weiter ausgebaut wird, gibt es in Deutschland bisher noch kein solches System. Bereits 2023 ist der Fachverband Matratzen-Industrie mit konkreten Vorschlägen für ein verbindliches EPR-System an das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) herangetreten. Die Bereitschaft des Ministeriums zur Unterstützung war jedoch gering. Im Sommer 2024 hat die Umweltministerkonferenz das BMUV gebeten, sich auf EU-Ebene für die Einführung eines EPR-Systems für Matratzen einzusetzen und zudem eine nationale Getrenntsammlungspflicht zu prüfen.

Erweiterte Herstellerverantwortung für Matratzen in Deutschland

Basierend auf seinem Positionspapier zur EPR für Matratzen hat der Fachverband Matratzen-Industrie einen 15-Punkte-Plan veröffentlicht, der unter anderem folgende Aspekte umfasst:

Zum Aufbau des EPR-Systems wird Matratzen Recycling Deutschland sukzessive die erforderlichen Strukturen einrichten, damit Hersteller, Händler und Inverkehrbringer von Matratzen ihre Produkte, die sie auf den Markt bringen, registrieren lassen können. Parallel dazu wird der Aufbau von Rückwärtslogistik, Zerlege- und Recyclingkapazitäten stattfinden.

Haben Sie Interesse, mitzuwirken? Dann melden Sie sich gerne bei uns!

Alte Matratzen in den Kreislauf bringen

Matratzen sind durchschnittlich 14 Jahre alt, wenn sie von Privathaushalten entsorgt werden. Empfohlen wird eine Nutzungsdauer von 8-10 Jahren. Wegen dieser vergleichsweise langen Nutzungsdauer kann davon ausgegangen werden, dass Matratzen, die heute (in der Regel) auf dem Sperrmüll landen, noch nicht einem kreislauffähigen Design entsprechen. Um schnellstmöglich etwas an der Vernichtung kostbarer Materialien durch Verbrennung zu ändern, ist es also notwendig, sich mit zwei verschiedenen Arten von Produkten auseinanderzusetzen: Den Produkten aus der „alten Welt“ und den Produkten aus der „neuen Welt“, also denen, die bereits für eine Kreislaufwirtschaft entwickelt wurden. Das macht die Sache für die nächsten Jahre nicht einfacher.

Gebraucht werden Verfahren, um die alten und die neuen Produkte zu bewirtschaften.

Es gilt, die Zeit zu nutzen, um moderne Recyclingverfahren zu etablieren, die den Produkten der neuen Welt gerecht werden.

Um alte Matratzen den bestmöglichen R-Strategien zuzuführen und möglichst wenig Materialverluste zu verzeichnen, bedarf es der passenden Rückwärtslogistik.

Während alte Matratzen heute überwiegend mit gemischtem Sperrmüll am Straßenrand eingesammelt werden, werden künftig Systeme der Getrenntsammlung benötigt, um die Matratzen möglichst trocken dem Recycling zuzuführen. Dafür eigenen sich beispielsweise die Rücknahme durch den Handel bei der Auslieferung neuer Matratzen und das Aufstellen von geschlossenen Containern auf Wertstoffhöfen. Diese Systeme müssen weiterentwickelt und flächendeckend ausgebaut werden.

Nach der getrennten Sammlung der Alt-Matratzen müssen die verschiedenen Stoffströme vorsortiert und anschließend den jeweils geeigneten Recyclingverfahren zugeführt werden. In Deutschland muss ein Fokus auf dem Aufbau der nötigen Zerlege- und Recyclinganlagen liegen.

Industrie, Handel, Verwerter

Auf alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette von Matratzen – also von der Produktion, über Handel und Nutzung bis hin zur Entsorgung und dem Recycling – kommen in einem EPR-System neue Aufgaben zu. Wie der Name – Erweiterte Herstellerverantwortung – erkennen lässt, übernehmen Hersteller (einschließlich Importeuren und Inverkehrbringern) die Verantwortung für ihre Produkte über den gesamten Wertschöpfungszyklus. Das beinhaltet, dass pro inverkehrgebrachter Matratze eine Gebühr zu entrichten ist, um das System zu finanzieren. 

Händler spielen eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung von Informationen über Rücknahmesysteme und Recyclingmöglichkeiten an die Verbraucher. Einige Händler bieten Rücknahmeservices für alte Produkte an, wenn neue gekauft werden. Dies erleichtert den Verbrauchern die Rückgabe. Durch Zusammenarbeit mit Entsorgern kann das zum Aufbau einer effizienten Rückwärtslogistik beitragen.

Entsorgungsunternehmen sind für die Sammlung, Sortierung und den Transport von Altprodukten zu Recyclinganlagen verantwortlich.